In einem Rutsch beschichten
Fortschritt bei der Entwicklung von flexiblen
Dünnschichtsolarzellen
Über 10 Prozent Wirkungsgrad: Forschungsinstitut ZSW
scheidet mit einer Rolle-zu-Rolle-Anlage CIGS-Dünnschichtzellen
auf 25 Mikrometer dünner Polymerfolie ab.
Dünnschichtsolarzellen können auch auf leichten, flexiblen Trägermaterialien
zum Einsatz kommen. Das erweitert die Anwendungsfelder
enorm. Die Herstellung ist bisher aber meist noch recht umständlich.
Auf dem Weg zur effizienten Bandbeschichtung von Dünnschichtsolarmodulen
aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS) auf Kunststoff-Folie hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) jetzt einen Erfolg verbucht: Die
Forscher aus Stuttgart können in einer Anlage mit kontinuierlichem
Durchlauf bereits die wichtigsten Herstellungsschritte am Stück durchführen.
Demnächst wollen sie alle Schritte zusammen umsetzen. Das
begünstigt künftig eine wirtschaftlichere Fertigung. Die Solarzellen
erreichen schon heute 10,2 Prozent Wirkungsgrad.
Die Herstellung der flexiblen Dünnschicht-Module ist bisher aufwändig
und zeitintensiv. Jede einzelne Schicht wird in einer separaten Anlage
nacheinander abgeschieden. Diese Schritte vereint das ZSW jetzt in
einer einzigen Anlage. Ziel der Forscher sind fertig verschaltete Solarmodule
mit noch höheren Wirkungsgraden. Durch Massenfertigung
könnte so eine neue Generation preisgünstiger, flexibler Photovoltaikmodule
entstehen.
An einer zwölf Meter langen Bandbeschichtungsanlage im Technikum
des ZSW werden seit 2010 CIGS-Dünnschichtsolarzellen von der Rolle
entwickelt. Trägermaterial ist eine temperaturbeständige Polymer-
Kunststoff-Folie, Polyimid. Die Folie ist 0,0025 Zentimeter dünn und
30 Zentimeter breit.
"Die Besonderheit der Bandbeschichtungsanlage liegt darin, dass alle
Beschichtungsschritte simultan im gleichen Vakuum stattfinden", erklärt
Prof. Michael Powalla, Mitglied des ZSW-Vorstands und Geschäftsbereichsleiter
Photovoltaik. "Während an einem Ende der Anlage
der Rückkontakt mittels Kathodenzerstäubung aufgebracht wird,
finden an anderer Stelle die CIGS-Absorberaufdampfung und die Abscheidung
der transparenten Frontkontaktschicht statt."
In der aktuellen Ausbaustufe können der Molybdän-Rückkontakt, die
drei Elemente für den CIGS-Absorber sowie die Zinkoxid-Fensterschichten abgeschieden werden. An der Entwicklung und Integration
einer neuen Pufferschicht wird noch gearbeitet. Zu einem
späteren Zeitpunkt soll auch die monolithische Zellverschaltung voll
integriert werden.
Das Potenzial flexibler Dünnschichtsolarmodule auf Kunststoff-Folie ist
enorm: Sie erschließen dort neue Anwendungsfelder, wo es auf ein
geringes Gewicht und auf Biegsamkeit ankommt. Solarzellen auf TShirts
und Jacken, Module auf Autos oder Leichtbauflugzeugen sind
nur einige Beispiele. Auch ein Aufbringen der Folie auf ein Glassubstrat
ist viel versprechend: Das sonst von zwei Glasscheiben eingefasste
Glasmodul wird so um fast die Hälfte leichter und wäre damit
ideal für Anwendungen auf weniger tragfähigen Dächern.
Die Anlage wurde mit Hilfe des Investitionsprojekts "CISROLL" des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
(BMU) finanziert.
Das ZSW gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten
Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen
sowie Energiesystemanalyse. Das Institut brachte die CIGS-Dünnschichtphotovoltaik
zusammen mit der Firma Würth Solar zur Industriereife. An den drei ZSW-Standorten
Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 200 Wissenschaftler, Ingenieure und
Techniker beschäftigt.
Öffnen der Kammer an der Bandbeschichtungsanlage.
Foto ZSWGesamtansicht der Bandbeschichtungsanlage. |
Abrollen der Kunststoff-Folie. |
Öffnen der Kammer an der Bandbeschichtungsanlage.
Foto ZSW |
siehe auch: www.zsw-bw.de
|