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Kostenanalyse
von Fußbodenheizungs- und Radiatorheizungssystemen
Fast
50% der Neubauten von Einfamilienhäusern werden heute mit Fußbodenheizungen
ausgestattet.
Die Kosten für Fußbodenheizungen im Vergleich zu Heizungen
mit Heizkörpern werden von verschiedenen Stellen und in der einschlägigen
Literatur unterschiedlich bewertet. Im Auftrag des Bundesverbandes Flächenheizungen
e.V. hat das Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken
e.V. an der TU Berlin, Abteilung Energieeinsparung und Emissionsminderung/
Bauphysik, einen unabhängigen Kostenvergleich der Investitionskosten
von Fußboden- und Radiator- oder Plattenheizungen (im Folgenden
zusammenfassend Radiatorheizungen genannt) durchgeführt. Die Studie
basiert auf bundesweit eingeholten Angeboten für die Installation
von Fußboden- und Radiatorheizungen in einem Beispielgebäude
sowie der Berechnung der jeweiligen Verbrauchskosten. Sie kommt zu dem
Ergebnis, dass · Fußbodenheizungen in der Praxis nicht teurer
sind als Radiatorheizungen.
Methodisches Vorgehen
In fünf Regionen wurden im Zeitraum November 2000 bis Januar 2001
nach dem Zufallsprinzip
aus einer größeren Liste Angebote von Heizungsbaufachbetrieben
eingeholt. Ziel war es, aus
jeder Region
- zwei Angebote für die Fußbodenheizung
- zwei Angebote für die Radiatorheizung
- zwei Angebote für die Fußboden- und die Radiatorheizung
zu
erhalten. Die Auswertung erfolgte schließlich für 35 Angebote
für Fußboden- und Radiatorheizungen von insgesamt 27 Firmen.
Es liegen 18 Angebote für Fußbodenheizungen und 17 für
Radiatorheizungen vor: Je acht Angebote wurden im Raum Dresden und im
Raum München erstellt, je sieben Angebote stammen aus dem Ruhrgebiet
und dem Raum Stuttgart sowie fünf Angebote aus dem Raum Hamburg.
Die Leistungsverzeichnisse basieren auf einem vorgegebenen freistehenden
Einfamilienhaus als Beispielgebäude. Die Auslegung des baulichen
Wärmeschutzes wurde entsprechend der seit 1995 gültigen Wärmeschutzverordnung
errechnet. Die Erstellung sämtlicher Leistungsverzeichnisse erfolgte
auf Basis derselben Heizlastberechnung. Für die Wärmeübergabesysteme
wurden in den Leistungsverzeichnissen folgende Daten zugrunde gelegt:
Fußbodenheizung:
max. Vorlauf-/Rücklauftemperatur 35°C/28°C, Einzelraumtemperaturregelung,
Systemplatte, Randdämmstreifen, Estrichzusatzmittel, Zusatzwärmedämmung
20 mm im Erdgeschoss.
Radiatorheizung:
max. Vorlauf-/Rücklauftemperatur 55°C/45°C, Profil-Ventilheizkörper,
Einzelraumregelung durch Thermostatventile, 2-Rohr-Heizungssystem, etagenweise
Verteilung über Ringleitung, Cu- Installationsrohr, Verlegung auf
der Rohdecke mit Dämmhülsen.
Auswertung
der Angebote
Die Angebote der ausführenden Firmen enthalten jeweils das Wärmeverteilungs
- und – übergabesystem für eine Fußboden- bzw. eine
Radiatorheizung. Da die Systemgrenzen von Fußbodenheizungen und
Radiatorheizungen unterschiedlich sind, müssen die Angebote zunächst
um Differenzen in den angebotenen Leistungen bereinigt werden. Das bedeutet
im Einzelnen, dass den Angeboten folgende Kosten hinzugerechnet werden
müssen:
- den Angeboten für Fußbodenheizungen die Kosten für die
erforderliche, um 2cm größere
Estrichdicke, Zusatzkosten: 3 DM/qm* ,
- den Angeboten für die Radiatorheizung für das Erdgeschoss
die Kosten des Anteils der Wärmedämmung, der bei der Fußbodenheizung
bereits im Angebot (Systemplatten) enthalten ist: Polystyrol, d=30mm,
Zusatzkosten 6 DM/qm, sowie Trennfolie PEFolie, d=0,2mm, zwischen Dämmung
und Estrich, Zusatzkosten: 2,27 DM/qm,
- den Angeboten für die Radiatorheizung für das Obergeschoss
die Kosten einer Trittschalldämmung, die bei der Fußbodenheizung
bereits im Angebot (Systemplatten) enthalten ist, sowie der otwendigen
Ausgleichsschicht: Polystyrol PST, d=43/40mm, Zusatzkosten: 14,98 DM/qm,
sowie Trennfolie zwischen Dämmung und Nassestrich, Zusatzkosten
2,27 DM/qm.
Ergebnisse
Die Auswertung der Angebote unter Berücksichtigung gleicher Systemgrenzen
ergibt folgende Ergebnisse:
- Die Angebotspreise sowohl für Radiator- als auch für Fußbodenheizungen
weisen eine große Streuung auf. Ohne Berücksichtigung von
Ausreißern, d.h. Angeboten mit deutlich erhöhten Preisen,
liegen die höchsten Angebote um 45% (Radiatorheizung) bis 60% (Fußbodenheizung)
über den jeweils niedrigsten. Im Einzelfall können die Kosten
für die Fußbodenheizung durchaus ca. 2.000 DM unter, aber
auch über den Kosten für die Radiatorheizung liegen.
- Die Art der Angebotsabgabe beeinflusst die kalkulierten Kosten für
Fußbodenheizungen maßgeblich. Einige Firmen wurden um Angebote
für beide Heizsysteme, andere nur um ein Angebot, entweder für
die Fußbodenheizung oder die Radiatorheizung gebeten. Die Auswertung
der Angebote unter diesem Aspekt erbringt folgendes Ergebnis:
Werden die Kosten für Fußbodenheizungen und Radiatorheizungen
getrennt von verschiedenen Firmen kalkuliert, so ist die Fußbodenheizung
durchschnittlich um ca. 500,- DM billiger als die Radiatorheizung.
Gibt eine Firma hingegen Angebote für beide Heizsysteme ab, sozusagen
in Konkurrenz zu sich selbst, so ist die Fußbodenheizung erheblich
– durchschnittlich um ca. 1.300 DM – teurer als die Radiatorheizung.
Die Heizungsbaufachbetriebe stellen den Verbrauchern also einen Mehrwert
an Wohn- und Heizkomfort in Rechnung, der nicht in tatsächlichen
Mehrkosten, etwa von Arbeitsleistung, Material oder Systemkomponenten,
begründet ist.
- Selbst bei der Auswertung aller Angebote – d.h. ohne Berücksichtigung
der Art der Angebotsabgabe – liegen die Kosten für Fußbodenheizungen
nur um ca. 300 DM über den Kosten für Radiatorheizungen.
- Regionale Preisunterschiede konnten mit Ausnahme der Region Dresden,
in der alle abgegebenen
Angebote unter dem Mittelwert lagen, nicht festgestellt werden. Auch
innerhalb einzelner Regionen sind die Streuungen erheblich.
*
Alle im Bericht angegebenen Kosten enthalten 16% MWST.
siehe
auch: Bundesverband
Flächenheizung e.V.
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