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Geburt einer neuen Baustoffgeneration

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Forschungsprojekt am Ziel: Maxit entwickelt spritzbare Dämmsysteme in Kooperation mit dem BMBF

Hochzeit zwischen Glas und Mörtel: Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Berlin) entwickelte Farben-, Putze- und Mörtelspezialist Maxit (Azendorf) mit dem Dämmsystem „Ecosphere“ jetzt eine völlig neue Baustofftechnologie. Überführen wird das fränkische Unternehmen diese zunächst in eine Innen-, gefolgt von einer Fassaden-Dämmung auf Mörtelbasis. Mikro-Hohlglaskugeln fungieren hier als Leichtzuschlagstoff und sorgen für Bestwerte in Sachen Wärmedämmung, Gewichtsreduktion und Langzeitstabilität. Die Besonderheit: Das mineralische Material ist aus dem Baustoff-Silo spritzbar und damit nicht nur vollkommen fugenlos, sondern auch einfach zu verarbeiten. Der Fachwelt wird „Ecosphere“ erstmals auf der BAU 2019 in München vorgestellt.

Allein in Deutschland beträgt der anstehende Flächenbedarf zur energetischen Sanierung circa 1,4 Milliarden Quadratmeter. Üblichstes Prinzip zur Innen- und Fassadendämmung sind dabei bis heute Plattenlösungen. Diese sind unter Fachleuten jedoch nicht unumstritten: Neben der oft komplizierten Montage steht auch die Basis gängiger Wärmedämmsysteme – etwa Polystyrol und Mineralwolle im Außen- sowie Mineralschaum im Innenbereich – in der Kritik. Lange Lieferzeiten, technische Bedenken oder ökologische Ansprüche sorgen für Skepsis, weshalb die Suche nach Alternativen bereits in vollem Gange ist.

Pfeiler des modernen Bauens

Gesellschaftlich ist das Thema Ökologie in den letzten Jahren noch stärker ins Bewusstsein der Verbraucher gerückt. Im Baustoffsektor ist dies nicht anders. Immer besser gedämmte Häuser und wachsendes Augenmerk auf Produkte natürlichen Ursprungs weisen den Weg. Auch im Bereich der Fassaden- und Innendämmung sind mineralische Baustoffe daher besonders gefragt. Eine völlig neuartige Lösung präsentiert nun Maxit (Azendorf, Franken) mit seinem Dämmsystem „Ecosphere“. Es ist das Ergebnis eines vom Unternehmen initiierten, langjährigen Forschungsprojektes: Gefördert aus Bundesmitteln und in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth, dem Finger-Institut für Baustoffkunde der Universität Weimar (FIB) sowie dem Unternehmen 3M (Minnesota) konnte eine Baustofftechnologie entwickelt werden, die den modernen Ansprüchen gerecht wird. „Wir orientieren uns mit Ecosphere am Beispiel der Natur, die jede Form der Überdimensionierung vermeidet. Das zeigt sich etwa beim Aufbau menschlicher Knochen, die aus idealen, multizellulären Porenstrukturen bestehen“, erklärt Friedbert Scharfe, Entwicklungschef bei Maxit. „Sprich, optimale technische Parameter gepaart mit der Schonung von Ressourcen waren auch unser Credo bei der Dämmstoff-Entwicklung.“ Das Geheimnis von Ecosphere sind nun winzig kleine Vakuum-Hohlglaskugeln, sogenannte Glass Bubbles, die – anstelle von Bausand oder anderen Leichtstoffen – ihren Einsatz finden. „Das ist bei zunehmender Ressourcenverknappung ein gewichtiger Pluspunkt“, stellt Scharfe heraus. Ihren ersten Anwendungsbereich findet die neue Baustofftechnologie ab 2019 in einer spritzbaren Innen- sowie einer Außendämmung auf Mörtelbasis. Somit ist der neue Dämmstoff nicht nur rein mineralisch und damit vollständig recycelbar, sondern auch als „nicht brennbar“ (A1) klassifiziert.

Hohlglaskugeln bieten als Leichtzuschlagstoff gleich eine Reihe von Vorteilen: Neben ihrer hohen Druckfestigkeit und den guten rheologischen Eigenschaften überzeugen die mikroskopisch kleinen, Vakuum-Glass Bubbles auch mit besonderen thermischen Isolationsfähigkeiten. Das macht sie zum idealen Zusatz für wärmedämmende Produkte. Unter ökologischen Gesichtspunkten können die Mikro-Hohlglaskugeln ebenfalls punkten: Sie können aus verschiedenen Arten von Sand gewonnen werden, sodass der Ressourcenfortbestand gesichert ist. Es entsteht ein alkaliarmes Glas, welches zudem nicht brennbar ist.

Maxit Ecosphere: Wärmedämmung plus Wärmespeicher

Die Ecosphere-Spritzdämmung kommt mit einer Auftragsstärke von nur 40 bis 100 Millimetern ohne Putzträger aus. Grund dafür sind ihre hervorragenden Dämmeigenschaften mit einer Wärmeleitzahl von 0,04 W/(mK) im Trockenzustand. Erreicht werden diese durch die mikroskopisch kleinen Hohlglaskugeln, die dank Vakuumeinschluss den Wärmedurchgang verzögern. „Das Prinzip ist bekannt von doppelwandigen Teegläsern: Der Tee im Inneren bleibt lange heiß, während man sie von außen problemlos anfassen kann“, erläutert Scharfe die Wirkweise. Zudem sorgen sie auf rein physikalische Weise dafür, dass Algen und Schimmel auf der Fassade kaum eine Chance haben. Diese Wirkung ist insbesondere auf die bemerkenswerte Isolier- und Wärmespeicherfähigkeit der mit Glass Bubbles ausgestatteten Dämmschicht zurückzuführen: Die Außenwand kühlt deutlich langsamer aus und trocknet entsprechend schnell ab.

Besonders bei der Innendämmung von Fassaden kann Ecosphere seine klimaregulierenden Vorteile voll ausspielen: Anders als bei Plattenlösungen sorgt die Spritzbarkeit für eine lückenlose Verarbeitung und eliminiert die Gefahr entstehender Hohlräume. So wird Staunässe und Schimmelbildung vorgebeugt, wodurch die Luft im Innenraum dauerhaft wohngesund bleibt. „Innendämmung kommt vor allem dann zum Tragen, wenn etwa aufgrund von Denkmalschutz oder architektonischen Besonderheiten keine Außendämmung möglich ist“, führt Scharfe weiter aus. „Aber auch mangelnder Raum in dicht besiedelten Gebieten kann ein Grund sein, sich bei der energetischen Sanierung für eine Innendämmung zu entscheiden. In jedem Fall gilt: Je schlanker die Dämmung, desto größer der Wohnraum.“ 

Leichte Anwendung für beste Ergebnisse

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist nicht zuletzt die Verarbeitungsweise ein entscheidender Faktor im Umgang mit Baustoffen. Dank ihrer hervorragenden rheologischen Eigenschaften sind die Ecosphere-Dämmungen für Innen und Außen hier gut aufgestellt: Die Verarbeitung erfolgt klassisch mit der Putzmaschine aus dem Sack oder Silo. Dabei wird mehrschichtig „frisch in frisch“ gearbeitet, also in direkt aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen bis zur gewünschten Schichtstärke – und zwar ohne jegliche Standzeiten. Eine Armierungslage wird auf gleicher Materialbasis aufgebracht. Marktübliche Dämmputz-Ausrüstung kann ohne Adaption genutzt werden. Montagefehler, wie sie bei Plattensystemen auftreten können, sind dank der Spritzbarkeit nahezu ausgeschlossen. Erwähnenswert ist auch die außergewöhnliche Ergiebigkeit, wodurch 7.500 Liter spritzbare Ecosphere-Dämmung aus nur einer Tonne Trockenmörtel entstehen. Möglich macht dies die innovative Verbindung der Mikro-Hohlglaskugeln mit neuester Mörteltechnologie. „Angelehnt an die Terminologie der Autoindustrie können wir heute von der ‚Hochzeit zwischen Glas und Mörtel‘ sprechen. Das Ergebnis ist eine völlig neue Baustoffgeneration, erstmals umgesetzt im Bereich der Wärmedämmung“, so Marketingleiter Reinhard Tyrok.

Bei der Entwicklung von „Ecosphere“ orientierte sich Maxit am Beispiel der Natur, die Überdimensionierung stets vermeidet. So diente etwa der Aufbau menschlicher Knochen, die aus idealen, multizellulären Porenstrukturen bestehen, als Vorbild
Sanierung leicht gemacht: Die Verarbeitung der neuen Ecosphere-Spritzdämmungen erfolgt – bis zu einer Auftragsstärke von 100 Millimetern sogar ohne Putzträger – klassisch mit der Putzmaschine aus dem Silo. Montagefehler sind so beinahe ausgeschlossen. Bilder: Maxit