Erste Projekte in Hessen, Thüringen und Sachsen
(vz). Deutschlands Verkehrsinfrastruktur befindet sich in einem desolaten Zustand und wird in den nächsten Jahren Milliarden Euro an Sanierungs- oder Neubaukosten verschlingen. Ein innovatives Unternehmen aus dem südhessischen Erbach hat ein Verfahren entwickelt, mit dem der Straßen- und Wegebau revolutioniert werden kann. Durch den intelligenten Einsatz biologisch abbaubarer Additive wird das Erdreich derart stabilisiert, dass beim Bau oder dem Sanieren einer Straße weit weniger Baumaterial verwendet werden muss als bislang. Das anfallende Aushubmaterial muss nicht kostenintensiv auf einer Deponie entsorgt werden und spart damit auch wertvollen Deponieraum. Die Baugeschwindigkeit wird spürbar erhöht. Die Firma GISTEX, die das biologisch abbaubare Bindemittels entwickelt hat, spricht von einem Einsparpotential der Baukosten von etwa 20 bis 30 Prozent gegenüber einer herkömmlichen Bauweise. Das Verfahren wurde bereits international erfolgreich angewandt. Auch in Deutschland werden derzeit einige Projekte umgesetzt.
Dabei ist der Kerngedanke relativ einfach. „Durch eine Stabilisierung des vorhandenen Bodens unter der späteren Fahrbahndecke aus Asphalt vereinfacht sich der weitere Prozess des Straßenbaus enorm. Es ist nicht mehr notwendig den Boden auszubauen und durch Schottermaterial zu ersetzen. Unser stabilisierter Boden hat die gleichen Eigenschaften wie der Schotter.“, sagt Franz Steiger, Inhaber der Odenwälder Firma GISTEX GmbH. Seit Jahren forscht und entwickelt er gemeinsam mit Geotechnik-Ingenieuren und Wissenschaftlern einer umweltfreundlichen Lösung. Das GISTRONG Additiv wird mit einer geringen Menge an Zement in den Boden eingearbeitet. Das Ergebnis ist ein tragfähiger Unterbau, auf welchem direkt die Asphaltdecke aufgetragen werden kann. Tests weltweit waren sehr erfolgreich. So wurden bereits 2019 Straßen nach diesem Verfahren gebaut, die seitdem auch härteste klimatischen Bedingungen trotzen.
Damit könnte der Straßenbau auch in Deutschland vor einem Paradigmenwechsel stehen: massive Einsparungen bei den Baukosten – ohne Kompromisse bei der Tragfähigkeit und Haltbarkeit. „In Zeiten klammer öffentlicher Kassen kann unser Verfahren zu einem echten Gamechanger werden“, ist sich Steiger sicher. Besonders geeignet ist das GISTEX- Verfahren aufgrund der unkomplizierten und schnellen Umsetzung für die Wege-Infrastruktur von Gemeinden und Städten.
Einige Projekte werden mittlerweile in ganz Deutschland von dem Erbacher Unternehmen umgesetzt. So sanierte es vor Kurzem im thüringischen Buttstädt einen 250 Meter langen Radweg. Nach konventioneller Bauart hätte die Gemeinde etwa 80.000 Euro Steuergelder dafür verwenden müssen. Jetzt kostete die (an einem Tag umgesetzte), ebenso haltbare und zudem ökologischere GISTEX-Variante nur etwa 53.500 Euro. Einsparungen, die unter anderem dadurch erzielt wurden, dass kein Bodenaustausch erforderlich war. Kein Wunder, dass sich der Gemeinderat sehr schnell einig war“, so Steiger weiter.
Das Gistex-verfahren ist nich nur im Straßen- und Wegebau anwendbar, sondern auch im Hausbau und überall dort, wo Böden verdichtet werden müssen.