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Handwerkskunst an Wand, Decke und Kochtopf

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Handwerkskunst auf höchstem Niveau: Dafür steht das Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn. Das gilt für die Kochkunst der Sterne-Küche ebenso wie für das Gebäude, das Stammhaus selbst, das mit anspruchsvoll gestalteten Fassaden und Innenräumen inklusive der großflächigen Akustikdecken den passenden Rahmen für Kulinarik der Extraklasse bietet.

Im Januar 2020 brannte das Stammhaus der Traube Tonbach, ein weit über den Schwarzwald hinaus bekanntes 5-Sterne-Superior-Hotel in Baiersbronn-Tonbach, vollständig nieder. Doch noch in der Brandnacht beschloss die Betreiberfamilie Finkbeiner, die das Haus seit 1789 führt, an selber Stelle neu anzufangen. Schon drei Monate später starteten die Bauarbeiten und binnen 24 Monaten wurde das neue Stammhaus fertiggestellt – samt komplexer Küchentechnik, modernster Vorratshaltung und drei neuen Restaurants. Ein beeindruckendes Tempo, das nur durch das durchgetaktete Zusammenspiel von Bauherr, Architekt, ausführenden Firmen und Kommune machbar war. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.

Moderne Architektur

War das ehemalige Stammhaus ein historisch gewachsenes Gebäude im Schwarzwald-Typus, präsentiert sich das neue Stammhaus als Ensemble aus drei klaren, modernen und leicht gegeneinander versetzten Baukörpern. Statt der Enge des historischen Baus dominieren nun Transparenz, Offenheit und weite Sichtbezüge. Formale Reduktion wird gespiegelt mit raffinierten Oberflächen, mit überraschenden Kontrasten aus groben und feinen Haptiken – innen wie außen.

Der Neubau historisiert nicht und ist frei von Schwarzwald-Klischees, er präsentiert sich selbstbewusst als zeitgemäße Architektur und fügt sich dennoch mit ihren Proportionen und Materialien harmonisch in die dörfliche Nachbarschaft ein.

Strukturstarke Oberflächen

Große Teilflächen der Fassade (inklusive Untersichten) sind mit regionstypischen Lärchenholzschindeln in unterschiedlichsten Formaten verkleidet – kombiniert mit dunklen Fensterfassungen und einem weißen, ausgesprochen groben Fassadenputz in Kellenwurf-Optik. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen „echten“, verarbeitungstechnisch aufwändigen Kellenwurfputz, sondern um eine zeitgemäße Variante, die heutige Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit optimal erfüllt. Basis ist der organische Oberputz Stolit K in der Kornstärke 6. Er wird zunächst auf den wie üblich vorbereiteten Untergrund mit der Glättkelle aufgezogen, etwas dicker als in Kornstärke. Noch im nassen Zustand bearbeitet man die Oberfläche dann kreuz und quer mit der Sto-Reliefwalze oder dem Sto-Decorroller Farfalla. Dabei reißt die Oberfläche auf, es entsteht die gewünschte grobe und scharfkantige Textur, deren Spitzen nach der leichten Antrocknung durch abermaliges Bearbeiten mit einer kurzflorigen, trockenen Rolle unter leichtem Druck egalisiert werden. Diese Technik, „StoSignature Texture Rough 10“ genannt, prägt rund 400 Quadratmeter Fassaden der Traube.

Auch innen, in den Treppenhäusern, im Foyer und dem Gourmetrestaurant Schwarzwaldstube mit ihrem offenen Dachstuhl, taucht „Rough 10“ auf, allerdings in einer etwas weniger groben, auf Stolit Effect K3 basierenden Variante. So zeigen sich Innen- und Außenwände ästhetisch und aufeinander abgestimmt, anspruchsvoll gestaltet und zugleich wirtschaftlich realisiert.

Akustik mitgedacht: Glitzerndes Grau

Das Interior-Konzept beschränkt sich nicht auf die Optik. Es geht auch um die akustischen Verhältnisse der offenen, großen Gasträume. Hier wurde von Beginn an das mitgedacht, was in Restaurants, Bars oder Cafés oft vermisst wird: Die Akustik, die in Gasträumen eine wichtige Rolle spielt. Das Ohr, könnte man sagen, isst mit. Komfort, ganzheitlicher Qualitätsanspruch und Zufriedenheit der Gäste lassen sich nicht lösen von der Anmutung der Räume, zu der die Akustik entscheidend beiträgt.

Die Decke des Stammhauses ist nun nicht nur akustisch fein austariert, sondern auch architektonisch perfekt in das Raumgefüge integriert. Weil die Betreiber in der Phase des Provisoriums mit StoSilent bereits ausgezeichnete Erfahrungen gemacht hatten, entschieden sie sich auch beim Neubau für diese Systemlösung. Grundsätzlich sind zwei Varianten zu finden, die sich vor allem in ihrer Optik unterscheiden. Für die normal texturierten Deckenflächen kam das abgehängte nichtbrennbare Akustikdeckensystem StoSilent Distance S zum Einsatz. Durch die Verwendung der hellen, fugenlos verarbeiteten Schlussbeschichtung StoSilent Decor M ergeben sich homogene, harmonische Deckenflächen, in die der Verarbeiter filigrane LED-Downlights und Belüftungsöffnungen perfekt integrierte.

Im neuen Restaurant Schatzhauser zeigt sich die Decke anders. Hier wurde das Akustiksystem mit einer sehr feinen Schlussbeschichtung (StoSilent Top Basic) in einem eleganten Grauton versehen. In diese Deckschicht wurden durch Fachhandwerker Siliciumcarbid-Partikel eingeblasen, die ein dezentes Glitzern produzieren, ohne dabei effekthascherisch zu wirken. Das manuelle Einblasen kann als handwerkliche Meisterleistung gesehen werden: Allein die Dimension der Decke mit 150 Quadratmetern erfordert ein spezielles Vorgehen. Um die Partikel während der Offenzeit auf dieser großen Fläche einblasen zu können, fanden die versierten Handwerker und die Sto-Anwendungstechnik eine clevere Lösung: Die vorhandenen Durchdringungen der Decke durch Lüftungs-Schlitzauslässe wurden mittels Dehnfugen verlängert; somit die Fläche in drei Teilflächen unterteilt und dann nacheinander umgesetzt.

All dies erfolgte nach Absprache mit dem Architekten, der die Problematik erkannte und für die pragmatische Lösung offen war. Sogleich nach dem Beschichten der jeweiligen Teilfläche wurde also das Siliciumcarbid gleichmäßig in die noch offene Schicht eingeblasen. Nach der Trocknung wurden alle Flächen abgebürstet und so nicht ausreichend anhaftende Partikel sicher entfernt.

Die Umsetzung verlangte von den Mitarbeitern der Kaupp GmbH und der Bischoff GmbH viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Sowohl an der Fassade auch als bei den Innenputzarbeiten, Trockenbauarbeiten, der akustischen Optimierung der Räume sowie bei den Malerarbeiten konnten sie ihr handwerkliches Können unter Beweis stellen. Gleichzeitig mussten die Handwerker schnell arbeiten, um den ehrgeizigen Zeitplan einzuhalten. Wie die meisten beteiligten Firmen stammt das Unternehmen aus der Region – ein Faktor, der sich positiv auf das Gelingen des engen Zeitplans auswirkte.

Bautafel

Objekt: Hotel Traube Tonbach, Baiersbronn-Tonbach
Bauherr: Familie Finkbeiner, Baiersbronn
Architektur: A+R Günter Architekten, Baiersbronn; ARP, Stuttgart
Ausführung: Kaupp GmbH, Schramberg
Produkte/Systeme:
organischer Oberputz (Stolit Effect),
Akustiksysteme (StoSilent Distance)

Die Technik „StoSignature Texture Rough 10“, basierend auf dem organischen Oberputz Stolit Effect K3, gibt dem Raum seinen Charakter.
Blick in das Restaurant 1789. Die Akustik€decke StoSilent Distance S inklusive Board 110 und der Schlussbeschichtung StoDecor M sorgt für ausgewogene Akustik. An den Wänden ein patinierter Kalkputz
Der Toilettentrakt (Gipskarton-Untergrund), beschichtet mit StoPuran Satin im Farbton RAL 9005 (tiefschwarz
An den Treppenläufen nehmen die Wände die Textur der Fassaden auf. Hier basiert die Kellenwurf-Optik auf einem feinen, nur drei Millimeter dicken Korn.
Das Quartier in Meeting-Konfiguration. LED-Downlights und Belüftungsschlitze in der Akustikdecke (StoSilent Distance S) sorgen dafür, dass auch Licht und Klima optimal austariert sind.
Ein vierfacher Spritzauftrag von StoDecor M sorgt im Foyer für eine feintexturierte Anmutung der Akustikdecke. Auch hier die Kellenwurf-Optik „StoSignature Texture Rough 10“ an den Wänden.
Sanftes Glitzern liegt auf der elegant dunkelgrauen Akustikdecke im Restaurant Schatzhauser. Die Textur der Beschichtung StoSilent Top Basic ist extrem fein, die Siliciumcarbid-Partikel wurden in die noch offene Oberfläche gleichmäßig eingeblasen.
Eine grobe Textur kennzeichnet die Putz-Fassaden. Sie basiert auf einer zeitgemäßen Interpretation der Kellenwurf-Technik, hier mit Walzen und organischem Oberputz gemäß der Technik „StoSignature Texture Rough 10“ ausgeführt. Fotos: Martin Baitinger / Sto SE & Co. KGaA