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Lärmschutzwände aus Lehm

Das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten und der Forschungsbereich Baugeschichte und Bauforschung an der TU Wien untersuchten in einem Sondierungsprojekt den Einsatz von Lehm als Baustoff für Lärmschutzwände. Das Ergebnis: Lärmschutzwände aus Lehm stellen eine nachhaltige und kostengünstige Alternative dar. Bis zu einem Regeleinsatz ist allerdings noch einiges an Forschungsarbeit notwendig.

Die Baubranche trägt signifikant zu den gesamten CO²-Emissionen bei, hauptsächlich durch Baustoffe wie Beton und Stahl. Um diesen Emissionsanteil zu reduzieren, wird in der Baustoffforschung fortlaufend nach umweltverträglicheren Alternativen gesucht.

Lehm: Umweltfreundlich und wiederverwendbar
Auch im Bau von Eisenbahnanlagen, die normalerweise als umweltfreundlich gelten, besteht diese Herausforderung.

„Wir haben uns daher überlegt, welche alternativen Baumaterialen eingesetzt werden können. Lehm stellt einen umweltfreundlichen, natürlichen und seit Jahrtausenden bewährten Baustoff dar, der wiederverwendbar ist. Besonders bei Bauwerken mit geringer mechanischer Belastung, wie etwa Lärmschutzwänden, ist Lehm als Baustoff vielversprechend“, erklärt Projektleiterin Hirut Grossberger vom Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten.

Lärmschutzwand aus Baustellenaushub
Im Projekt wurden verschiedene Lehmbautechniken für Lärmschutzwände im Schienenverkehr identifiziert und bewertet. Bei der Entwicklung der Prototypen achteten die Forscher*innen besonders auf ein effizientes Herstellungsverfahren: So wurde der Erdaushub, der beim Bau einer Bahnstrecke anfällt, direkt für den Aufbau der Lärmschutzwände verwendet. Dadurch konnten Transportwege für Materialien reduziert, Ressourcen geschont sowie Energieverbrauch und Emissionen eingespart werden.

Projektergebnisse: Lehm als nachhaltige Alternative geeignet
Die Forscher*innen der FH St. Pölten und TU Wien kamen im Sondierungsprojekt zum Ergebnis: Lehm ist als alternativer Baustoff für Lärmschutzwände aus technischer, bahnbetrieblicher und juristischer Sicht geeignet.

„Die Lärmschutzbauwerke werden aus statischen Gründen zwar wesentlich breiter und schwerer als bisherige Systeme, sind aber dennoch im Regelgleisquerschnitt unterzubringen“, erklärt Grossberger. „Sie können neben umwelttechnischen Vorteilen dank ihrer langen Lebensdauer unter Umständen auch kostengünstiger genutzt werden als herkömmliche Schallschutzwände.“

Offen: Verhalten im Echtbetrieb
Bis zu einem Regeleinsatz im Bahnbau ist allerdings noch einiges an Forschungsarbeit notwendig. Insbesondere das Verhalten des Bauwerkes unter dynamischer Dauerbeanspruchung im Echtbetrieb ist bis dato unbekannt. Ein Errichten von Prototypen entlang von Eisenbahnstrecken wird daher für weitere Untersuchungen empfohlen.

„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie frühzeitige Einbindung von Fachexpert*innen hat zu einem guten Ergebnis des Sondierungsprojekt geführt. Wir hoffen, dass wir durch eine Förderung für ein Folgeprojekt Prototypen bauen und weitere Parameter vertiefend untersuchen können“, freut sich Hirut Grossberger auf mögliche nächste Schritte.

LeWeLaS – Lehm als Werkstoff für Lärmschutzwände im System Bahn
Das Sondierungsprojekt lief von 19.09.2022 bis 18.09.2023 und wurde von der
Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert. Partner*innen im Projekt waren die TU Wien (Fachbereich Baugeschichte und Bauforschung) sowie das Netzwerk Lehm.

siehe auch: Fachhochschule St. Pölten

Visualisierung einer Lehm-Lärmschutzwand Wolbert Marten/TU Wien